Mitreißender Vortrag des Handwerkskammer-Präsidenten Frank Dittmar: "Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf Betriebe"

Bedeutung und Situation des Handwerks

Der selbständige Bauunternehmer aus Guxhagen stellte zunächst das deutsche Handwerk anhand von Zahlen vor. Eine Millionen Handwerksbetriebe generieren einen jährlichen Umsatz von ca. 640 Milliarden Euro. Mit 5,6 Millionen Beschäftigten und ca. 370.000 Auszubildenden jährlich haben die Handwerksbetriebe einen Anteil von 12,4 % an den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und von 27,6 % an den Auszubildenden.

Durch die Corona-Krise seien die Handwerksbetriebe ganz unterschiedlich gekommen, sagte er weiter. Beispielsweise bei den Bau- und Ausbau-Handwerken seien die Auftragsbücher trotz Pandemie voll, man könne sich vor Arbeit kaum retten. Problematisch seien für viele Branchen hingegen die steigenden Rohstoffpreise, die die Handwerksleistungen immer teurer machten. Durch die corona-bedingten Lieferengpässe habe sich diese Lage noch zugespitzt. Die Preisentwicklung erläuterte er anschaulich aus eigener Erfahrung in der Baubranche. Da die Krise Abhängigkeiten habe deutlich hervortreten lassen, plädierte er dafür, die Produktion in Europa so gestalten, dass man krisenunabhängig agieren könne.

Besonders schwierig für alle Branchen sei der Fachkräfte- und Nachwuchs-Mangel. „Es ist wirklich schwierig, Personal oder Auszubildende zu finden“, sagte Dittmar. Hier müsse man kreativ werden und neue Wege gehen. Das Image des Handwerksberufs müsse verbessert sowie die Attraktivität und die Karrieremöglichkeiten in den handwerklichen Berufen insbesondere auch den jungen Menschen nahgebracht werden. „Wir müssen schon in die Kindergärten gehen und unsere Berufe darstellen“, erklärte er. Das Wiedereinführung des Werkunterrichts in den Schulen wäre wünschenswert, damit Kinder und Jugendliche erfahren, wie es ist, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen, erläuterte er weiter. Bei der Personalgewinnung sei es wichtig, neue Wege zu gehen und verstärkt das Internet zu nutzen. „Denn hier bewegen sich die jungen Leute, hier kann man sie erreichen“, betonte Dittmar.

Für die Zukunft wünschte er sich einen Abbau der Bürokratie, die gerade kleineren Handwerksbetrieben das Leben schwermache und manches Mal ein schnelles Reagieren verhindere. „Die Handwerkerinnen und Handwerker müssen wieder Zeit für ihr Kerngeschäft haben“, forderte der HWK-Präsident. Gerade beim Sprung in die Selbständigkeit dürften junge Menschen nicht durch eine hohe Regeldichte gehemmt oder gar abgeschreckt werden. Hinzu komme, dass die Verwaltungskosten dem Produkt zugeschlagen würden, was wiederum auch zu Preisanstiegen führe. „Wenn beispielsweise die Baunebenkosten immer höher werden, wird es auch immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, führte Dittmar aus.

In der dem Fachvortrag folgenden Diskussion wurden einige Themen vertieft. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer berichteten von ihren eigenen Erfahrungen oder stellten vertiefende Fragen. Erste Beigeordnete Bärbel Fehr bedankte sich herzlich bei Frank Dittmar für den mitreißenden Vortrag und bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren Besuch im Bürgerhaus.

Der Präsident der Handwerkskammer Kassel, Frank Dittmar, hielt am vergangenen Mittwoch den Fachvortrag „Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf Handwerksbetriebe“ vor Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lohfeldener Wirtschaftsstammtischs.