Erste Sicherheitskonferenz im Rahmen der Initiative KOMPASS im Bürgerhaus stattgefunden

KOMPASS in Lohfelden

Der KOMPASS-Prozess begann für Lohfelden am 16. März 2023 mit der Übergabe des KOMPASS-Begrüßungsschilds zur Aufnahme als KOMPASS-Kommune durch den Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Nordhessen, Konrad Stelzenbach.

Der nächste Prozessschritt folgte im März 2024. Die Gemeinde Lohfelden führte gemeinsam mit der Professur für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität Gießen eine repräsentative Bürgerbefragung durch. Rund 4.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Altersgruppen aus Lohfelden wurden im Rahmen derer gebeten, unterschiedlichste Fragen zu ihrem Sicherheitsempfinden in Lohfelden zu beantworten. Begleitet wird der Prozess von dem neu gegründeten KOMPASS-Arbeitsgremium, dem Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Polizei, der kommunalen Verwaltung, der Jugend- und Sozialarbeit sowie die KOMPASS-Ansprechpartnerin und die KOMPASS-Beratenden des Polizeipräsidiums Nordhessen, angehören.

Im Anschluss präsentierte Frank Asthalter die aktuellen Daten der Kriminalitäts- und Verkehrsunfallstatistik (sogenannte Hellfelddaten).

Kriminalitäts- und Verkehrsunfallanalyse

Anhand der sogenannten Hellfeld-Daten erhielten die Teilnehmenden einen fundierten Einblick in die Fallzahlen der polizeilichen Kriminalstatistik der vergangenen Jahre und die damit zusammenhängende Kriminalitätsentwicklung. Kriminalitätsschwerpunkte konnten trotz des leicht ansteigenden Straftatenaufkommens im Vergleich 2023/2024 nicht ausgemacht werden, sodass im Ergebnis festzustellen ist, dass sich die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Lohfelden sehr sicher fühlen dürfen.

Abschließend informierte Jenny Petz, KOMPASS-Ansprechpartnerin der Gemeinde Lohfelden, über die Ergebnisse der Bürgerbefragung. Ergänzend dazu wies sie auf den Mängelmelder der Gemeinde Lohfelden hin.

Bürgerbefragung

Mit einer Bürgerbefragung, die von der Professur für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität Gießen im Auftrag der Gemeinde Lohfelden durchgeführt und ausgewertet wurde, sollte das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger Lohfeldens untersucht und Hinweise für konkrete Verbesserungen erfasst werden. In einem zufallsbasierten Verfahren wurden Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde, unterschiedlichsten Alters und Geschlecht, ausgewählt und über einen Fragebogen anonymisiert befragt. Die Rücklaufquote betrug 17,73 Prozent, sodass das Ergebnis repräsentativ war und auf die Gesamtbevölkerung Lohfeldens übertragen werden kann.

Als dringlichstes Problem in der Kommune, empfinden die Bürgerinnen und Bürger den Verkehr und die Mobilität. Ebenfalls eine hohe Relevanz weist der Punkt Kriminalität und Sicherheit auf.

Weiterhin wurden undisziplinierte Autofahrer, Schmutz/Abfall, schlechte Straßenbeleuchtung, Lärmbelästigung sowie Gruppen von Jugendlichen als Problempunkt angegeben.

Hinsichtlich des eigenen Sicherheitsgefühls gaben 94,6 Prozent an, sich alleine zu Fuß in der eigenen Wohngegend sicher zu fühlen. 38,3 Prozent der Befragten, insbesondere Frauen, fühlen sich jedoch nachts unsicher.

Die gefühlte Furcht, in den nächsten zwölf Monaten Opfer insbesondere von Raub oder Einbruch zu werden, führt das Unsicherheitsgefühl der Menschen vor Ort mit rund 39 Prozent an. Eine geringere Rolle spielt sexuelle Belästigung sowie die Angst, Opfer einer Körperverletzung oder eines Terroranschlags zu werden.

Bei der Einschätzung der Kriminalitätsentwicklung in Lohfelden geben 56,2 Prozent der Befragten an, dass sich die Sicherheit in Lohfelden in den letzten beiden Jahren nicht verändert hat. Rund 29 Prozent der Befragten meinen jedoch, dass sich die Sicherheit verschlechtert hat. Dem stehen etwa vier Prozent der Befragten entgegen, für die sich die Sicherheitslage verbessert hat.

Wie die individuelle Kriminalitätsfurcht sich auf das Vermeidungs- und Schutzverhalten der Bürgerinnen und Bürger auswirkt, wurde ebenfalls betrachtet. Danach meiden 35 Prozent der Befragten nach Einbruch der Dunkelheit bestimmte Orte, sogenannte Angstorte. Rund 21 Prozent halten sich von großen Menschenansammlungen fern. 16 Prozent nehmen aus Sicherheitsgründen nicht mehr an Großveranstaltungen teil.

Auch nach getroffenen Maßnahmen zur Steigerung des eigenen Sicherheitsgefühls wurde gefragt. Im Ergebnis haben 25,2 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bereits einen Einbruchschutz installiert. In geringerem Umfang führen rund 11 Prozent zum persönlichen Schutz Selbstverteidigungsmittel (Messer, Reizgas, Elektroschocker, Alarmgeräte) mit sich. Einige Bürgerinnen und Bürger haben sich auch einen Hund angeschafft.

Um mögliche Ansatzpunkte zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls zu erkennen, kommt der Identifizierung der sogenannten Angstorte eine hohe Priorität zu, denn diese beeinflussen die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. 33,4 Prozent gaben in der Befragung an, sich mindestens an einem Ort unsicher zu fühlen.

Konkret nach diesen Angstorten gefragt, wurden folgende Orte am häufigsten genannt:

  • Bürgersee/Dr.-Walter-Lübcke-Platz
  • Friedrich-Ebert-Ring/Berliner Platz (über Hauptstraße bis Hauptfriedhof)
  • Grüne Mitte/Park
  • Freibad/Nordhessen Stadion (inkl. Autobahnunterführung & Bereich um Supermarkt)

Als Gründe dafür wurden vor allem die Ansammlungen von Personengruppen bei Dunkelheit benannt, welche verhaltensbedingt (Pöbeleien, Schlägereien, sexuelle Übergriffe) Sorge zur eigenen Sicherheit auslösen. Insbesondere seien Alkohol- und Drogenkonsum bei diesen Personengruppen zu beobachten. Am Friedrich-Ebert-Ring/Berliner Platz ist die Rede von einem Drogenumschlagsplatz. Weitere Gründe, warum es sich bei diesen Örtlichkeiten um Angstorte handelt, seien die unzureichende bis schlechte, teilweise auch defekte Beleuchtung sowie die Verwahrlosung der Plätze durch Müllablagerungen.

Aus Sicht der Befragten müsste neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur eine erhöhte Präsenz der Ordnungs- und Polizeibehörde sowie eine strengere Strafverfolgung erfolgen. An einer stärkeren Verkehrsüberwachung, der Neuanschaffung bzw. dem Ausbau von bestehenden Präventionsprojekten sowie dem Ausbau der Straßenbeleuchtung und der Verbesserung des Kultur- und Freizeitangebotes sollte nach Meinung der Bürgerinnen und Bürger ebenfalls gearbeitet werden.

Beschwerdemanagement

Neben der Möglichkeit Beschwerden und Hinweise per E-Mail, telefonisch oder persönlich zu melden, stehen den Bürgerinnen und Bürgern in Lohfelden weitere Möglichkeiten zur Verfügung.

So können beispielsweise Mängel in Bezug auf die Bereiche Straßenbeleuchtung, Baum- und Strauchschnitt, Zustand von Straßen-, Wegen und Plätzen sowie Müllablagerungen, Vandalismus und Straßenreinigung/Winterdienst über die MeinOrt-App oder den hessischen Mängelmelder angezeigt werden.

Die Hinweise der Bürgerinnen und Bürger werden bei sämtlichen Verfahren in die jeweiligen Fachbereiche, abhängig von der entsprechenden Zuständigkeit, weitergegeben. Somit ist sichergestellt, dass eine zeitnahe Bearbeitung stattfindet und die Hinweisgebenden hierüber eine Rückmeldung erhalten.

Ausblick

Mit einem Ausblick auf die weiteren Schritte im KOMPASS-Projekt endete die Sicherheits-konferenz. Zukünftig sind Ortsbegehungen, eine Priorisierung der ermittelten Sicherheitsbedarfe, die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von passgenauen Präventionsmaßnahmen und die Erstellung eines Sicherheitsberichts geplant. Anschließend kann der Antrag auf Verleihung des KOMPASS-Sicherheitssiegels gestellt werden. Laut KOMPASS-Berater Mirco Skrzipek nimmt ein solcher Prozess erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre in Anspruch. Er betonte, dass das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen werden müsse. Gerade darum gehe es im KOMPASS-Programm. Man solle die Ergebnisse der Bürgerbefragung nicht mit Hinweis auf die objektiven Daten zur Sicherheitslage abtun.

Der Leitgedanke von KOMPASS ist es, Sicherheit als gemeinsame Aufgabe von Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune zu verstehen. Durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit soll eine Bündelung der jeweiligen Kompetenzen erreicht werden. Bürgermeister Uwe Jäger dankt den Teilnehmenden und warb um Unterstützung aller lokalen Akteure. Er merkt an, wie wichtig es sei, dass bei der Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen die Erfahrung und die Ideen der Teilnehmenden, zum Beispiel in Arbeitsgruppen, einbezogen werden und gegebenenfalls auf einzelne Personen zugegangen werden müsse. So könnte KOMPASS für Lohfelden ein Erfolgsmodell werden.

Hier finden Sie die Ergebnisse der KOMPASS-Bürgerbefragung 2024 in Lohfelden der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Download als PDF.