„Tag der Mahnung und Hoffnung auf Frieden“
Gedenken an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft am Volkstrauertag 2025
Während des Volkstrauertrages, der 1919 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ins Leben gerufen wurde, versammeln sich Menschen bundesweit an vielen Orten, um der Frauen, Männer und Kinder zu gedenken, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind. Sie erinnern sich an die gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege; sie erinnern sich an die Zivilisten, die durch Bombenangriffe oder auf der Flucht umkamen, und sie erinnern sich an Menschen, die durch Kriegsgeschehen verletzt oder schwer traumatisiert wurden sowie an alle Opfer von Gewalt. Am Sonntag, 16. November, trafen sich auch viele Lohfeldenerinnen und Lohfeldener, um sich an diesem bundesweiten Feiertag zum Gedächtnis an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen zu beteiligen.
Rede von Bürgermeister Uwe Jäger
Der Volkstrauertag ist ein Tag stillen Gedenkens, ein Tag stiller Trauer und Nachdenklichkeit. „Das Schicksal von Menschen, die Krieg und Gewaltherrschaft zum Opfer fielen – und auch heute noch fallen – bewegt uns alle“, sagte Bürgermeister Uwe Jäger anlässlich des diesjährigen Volkstrauertages. Es sei ein wichtiger Auftrag des Staates, Bürgerinnen und Bürger dazu zu ermuntern, sich mit den dunkelsten Kapiteln unserer jüngeren Geschichte zu befassen: „Der Volkstrauertag ist eine Einladung zum Nachdenken, was die unzähligen Kriegstoten und Gewaltopfer, derer wir an diesem Tag gedenken, uns für die Jetztzeit lehren können“, sagte er. Dieser Blick zurück sei wichtig, um das Heute verantwortungsvoll und friedlich miteinander zu gestalten. Der Philosoph Karl Jaspers habe einmal gesagt: „Die Vergangenheit beleuchtet das Gegenwärtige.“ In diesem Sinne mahnte der Bürgermeister, das Erbe unserer Geschichte anzunehmen und es als Wegweiser in die Zukunft zu begreifen.
„Die beiden Weltkriege und die menschenverachtende Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten liegen inzwischen Jahrzehnte zurück“, erklärte er weiter. Aber ihre Schatten seien lang: „Die Spuren, die sie hinterlassen haben, prägen noch heute viele Familien – auch hier bei uns in Lohfelden. In den Erzählungen von Verlust und Todesgefahr, von Flucht und Vertreibung sind die schrecklichen Erlebnisse auch nach so langer Zeit noch präsent, wie ich aus persönlichen Begegnungen weiß.“
Viele aus der Generation der damaligen Kriegskinder hätten seelische Narben davongetragen, mit denen sie, bewusst oder unbewusst, bis heute kämpfen. Und Psychologen wissen, so der Verwaltungschef, dass sogar etliche Kriegsenkel noch unter den Folgen dieser unverarbeiteten Traumata ihrer Eltern und Großeltern litten.
Der heutige Volkstrauertag sei ein guter Anlass, um zum Beispiel die Mutter, den Vater, die Groß- oder Urgroßeltern zu fragen: Wie war das damals? Was habt ihr empfunden? Was macht euch heute Angst? Dazu gehöre es auch, sich die historischen Zusammenhänge zu vergegenwärtigen. In diesem Jahr hat sich zum 86. Mal der Überfall Deutschlands auf Polen gejährt. Dies war der Beginn eines unvorstellbar grausamen Vernichtungskrieges. Dieser wahnhafte Feldzug über ganz Europa und Nordafrika brachte Tod Elend und Leid für Millionen von Menschen.
„2025 ist das Jahr, in dem das Ende des 2. Weltkriegs genau 80 Jahre zurückliegt“, betonte Uwe Jäger, und die Welt sei derzeit alles andere als ein friedlicher Ort. Ein Kriegsschauplatz befinde sich nun seit mehr als drei Jahren mitten in Europa. Und die Nato rüste massiv auf. Der Bürgermeister fragte: „Wie sicher ist Deutschland, ist Westeuropa noch?“ Plötzlich erfahre man schmerzhaft, dass unsere freiheitlich-abendländische Wertegemeinschaft angreifbar und verletzlich sei.
Bürgermeister Uwe Jäger erklärte abschließend, Frieden in Europa sei im 21. Jahrhundert ein höchst fragiles Gut. Ihn zu wahren und zu verteidigen, sei eine der größten Herausforderungen unserer Zeit:
„Lassen wir nicht zu, dass Gewalt oder gar Krieg jemals wieder Mittel der politischen Auseinandersetzung werden!“
Ansprache des Gemeindevertretervorsitzenden Norbert Thiele
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Norbert Thiele, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Friedhof Vollmarshausen. Er sagte: „Wir gedenken heute der unzähligen Männer, Frauen und Kinder, die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, von Völkermord und Rassenwahn, von Terror und Vertreibung wurden. Wir erinnern an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte, an die beiden Weltkriege und die Nazi-Diktatur, wir erinnern an ein Leid und ein Grauen, für die es im Grunde keine Worte gibt. Wir gedenken derer, die aktuell in der Ukraine und in Israel Opfer von Terrorismus und Gewaltherrschaft ausgesetzt sind.“
Er rief zu einer Schweigeminute im Anschluss an das Totengedenken, das von Pfarrerin Kerstin Grenzebach verlesen wurde, auf, um eine Weile des unsagbaren Leids, das Gewalt und Kriege über Menschen aller Völker gebracht haben, zu gedenken und mahnte, nicht im Schweigen zu verharren:
„Lassen Sie uns hartnäckig darin sein, immer wieder miteinander zu reden. Auch und gerade mit den Widersachern unserer friedlichen, offenen Gesellschaft – auch und gerade am heutigen Volkstrauertag.“
Klein, Heike, © HK
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