Vernissage ... Bilder und Gedichte von Kindern, entstanden in Theresienstadt

Eröffnung der Ausstellung am 6. September

Eröffnet wurde die Ausstellung am 6. September 2023 von der Ersten Beigeordneten der Gemeinde Lohfelden, Bärbel Fehr. Sie bedankte sich herzlich bei allen Mitwirkenden für Ihr Engagement. Sie betonte die Bedeutung, die dieser historische Rückblick auf Theresienstadt für das Gedenken und die Aufarbeitung der Vergangenheit hat, und stellte warnend den Bezug zur Gegenwart her.

Die Ausstellung wurde von der künstlerischen Leiterin des Jugendtheater-Projektes „…und der Regen rinnt“, Maria Radzikhovskiy, sowie von Marietta Geismann und Emma Töppler vorgestellt. Ihr Engagement und ihre Leidenschaft für dieses Projekt waren in jedem ihrer Worte spürbar. Die Mitwirkenden des Projektes und des Theaterstücks „… und der Regen rinnt“ umrahmten die Ausstellung musikalisch mit Stücken, die in Theresienstadt entstanden sind. Diese ergreifenden Lieder, die die jungen Menschen sangen, verstärkten die tiefe Betroffenheit der Besucherinnen und Besucher, denen durch die Ausstellung das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte vor Augen geführt wurde.

„Im Laufe der Jahre waren tausende Kinder in Theresienstadt inhaftiert, die hier eine Zeitlang spielten, zeichneten, lernten. Sie sahen alles, was die Erwachsenen sahen. Sie sahen die endlosen Schlangen vor den Ausgabestellen des Essens, sie sahen Leichenwagen, auf denen man Brot verteilte, sahen Menschen, die wie Vieh vor Wagen gespannt waren, sahen ein Krankenhaus, das ihnen wie ein Paradies vorkam, und Begräbnisse, die nur ein Fortschaffen von Särgen waren.

Aber die Kinder sahen auch das, was die Erwachsenen nicht sehen wollten. Die Schönheit der Natur hinter den Stadttoren, die grünen Wiesen und bläulichen Hügel, den Streifen einer in der Ferne verlaufenden Straße, sie sahen Tiere, Vögel und Schmetterlinge – all das gab es hinter den Toren der Stadt, das alles durften sie nur aus der Ferne betrachten, aus den Fenstern der Kasernen und von den Festungsmauern, wohin sie manchmal gehen durften.

Und dann sahen sie noch Dinge, die die Erwachsenen gar nicht sehen konnten – Prinzessinnen mit einem Diadem auf der Stirn, böse Hexen und Zaubermeister, Kasperle und Käfer mit Menschengesichtern, ein Schlaraffenland, wo man alles Mögliche bekommen konnte – Kuchen, Süßigkeiten, ein Spanferkel mit eingespießter Gabel – wo Bäche von Milch und Limonade flossen. Sie sahen auch ihr einstiges Kinderzimmer mit seinen Vorhängen und der Katze mit einem Teller Milch. Das alles zeichneten und malten sie und noch viele andere Dinge.“ (nach Jiří Weil)

Hintergrund

Im Juni 2023 besuchte die Jugendgruppe für drei Tage die Gedenkstätte Theresienstadt. In dem, von den Jugendlichen gestalteten musikalischen Theaterstück „Und der Regen rinnt“ geht es um vier Frauen, die im Ghetto Theresienstadt inhaftiert waren. Unter ihnen auch Sara Nussbaum, die von Emma Töppler gespielt wurde. Emma entschloss sich nach ihrem Abitur und inspiriert durch ihre Erfahrungen im Theater-Projekt, einen Bundesfreiwilligendienst in der Gedenkstätte Theresienstadt zu absolvieren. Während des Besuchs führte sie uns durch die Ausstellungsräume und das gesamte Areal. Auf dem Dachboden der Magdeburger Kaserne, wo Kinder im Ghetto einst die Kinderoper „Brundibár“ aufgeführt haben, hat die Gruppe ihr Theaterstück „… und der Regen rinnt“ gespielt. Es war eine sehr emotionale und einzigartige Erfahrung und ein tiefgreifendes Erlebnis für alle.